Für viele Arbeitnehmer ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Herausforderung. Dass die Work-Life-Balance kein Wort im Marketingbingo sein muss, vielmehr individuelle Arbeitsmodelle zum Alltag gehören können, beweist nun das Familienunternehmen TUP (TUP). Dem Karlsruher IT-Unternehmen wurde durch das Ministerium für Wirtschaft und Wohnungsbau Baden-Württemberg, die Arbeitgeber Baden-Württemberg und den Landesfamilienrat, das Prädikat “familienbewusstes Unternehmen“ verliehen. Die Verleihung fand in feierlichem Rahmen in der Sparkassenakademie Stuttgart statt.
Insgesamt 26 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Dienstleistung und Sozialwirtschaft wurden für ihre familienbewusste Unternehmensführung im Rahmen des landesweiten Projektes FamilyNet, ausgezeichnet. Der Bewertungskatalog umfasste dabei, unter anderen, die Bereiche Führungskompetenz und Personalentwicklung, den Service für Familien, die Kommunikation, Gesundheit sowie bürgerschaftliches Engagement. Umrahmt war die Verleihung von dem Vortrag „Von neuen Vätern und Supermüttern“ von Prof. Dr. Johanna Possinger von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Daran schloss eine Talkrunde aus Prädikatsträgern an. Für musikalische Begleitung sorgte die Gruppe Brosowskeys, die mit ihrem Lounge-Jazz sowohl Jung als Reif erreichten – im Publikum waren ganz im Sinne einer vorgelebten Work-Life-Balance natürlich auch Kinder.
Ein zufriedenes Team: offene Kommunikation und individuelle Absprachen
Wenn im Unternehmen eine familienbewusste Personalpolitik geführt wird, profitieren alle Beteiligten. Arbeitnehmer schaffen es Familie und Beruf zu vereinbaren, der Arbeitgeber freut sich über ein zufriedenes und motiviertes Team und eine geringe Personalfluktuation. Dennoch: „Lediglich sechs Prozent der deutschen Beschäftigten arbeiten im Homeoffice, dabei würde jeder Vierte seine Arbeit bevorzugt von Zuhause erledigen“, schildert Staatssekretärin Katrin Schütz (CDU) in ihrer Eingangsrede in Stuttgart und bringt den Profit der Arbeit von Zuhause auf den Punkt: „85 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice berichten von einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Auch für TUP ist die Work-Life-Balance ein wesentliches Anliegen: „TUP ist ein Familienunternehmen in zweiter Generation. Wer, wenn nicht wir, sollte besser wissen, dass Familie und Beruf immer Hand in Hand gehen und möglichst reibungslos ineinandergreifen sollten“, stellt Mathias Thomas, einer der beiden Geschäftsführer bei TUP, heraus.
„Seit 36 Jahren machen unsere Mitarbeiter den Erfolg unseres Unternehmens aus. Kommt die Familie zu kurz, leidet die Motivation der Mitarbeiter darunter. Homeoffice ist allerdings kein Allheilmittel in unserem Haus, weil eine offene Kommunikation am besten am Ort des Geschehens gepflegt wird. Aus diesem Grund liegen uns individuelle Absprachen mit unseren Beschäftigten am Herzen. Diese stellen sicher, dass familiäre Fragen, ob die Kinder betreffend oder die Pflege von Angehörigen, zufriedenstellend beantwortet werden und die Projektteams optimal zusammenarbeiten können“, so der Geschäftsführer. Dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur die Kinderbetreuung einschließt, weiß auch Stefan Küpper, Geschäftsführer des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V. und Mitglied des Projekts FamilyNet: „Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein Instrument für Personalmarketing und sie umfasst, neben der Kinderbetreuung, auch die Pflege der Eltern.
„Vollzeit Light“ oder mehr Selbstverständlichkeit für die Teilzeit?
Professor. Dr. Johanna Possinger brachte in ihrem Impulsvortrag „Von neuen Vätern und Supermüttern“ die Wichtigkeit des Themas auf den Punkt: „Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das wichtigste Thema der Wirtschaft nach der Haushaltskonsolidierung. Dabei schaffen es deutschlandweit lediglich 14 Prozent der Familien ihre Aufgaben zu verteilen.“ E-Mails schreiben zur Tatort-Zeit sei dabei keine Seltenheit, das Problem der ständigen Verfügbarkeit ein gegenwärtiges Problem unserer Gesellschaft.
„Ziel sollte es sein, Familienzeiten festzulegen, an denen Erreichbarkeit der Angestellten Tabu ist“, so die Referentin. Denn gerade die „Rushhour des Lebens“, die sich zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr abspielt, kollidiere mit der gleichzeitigen Familienplanung. „Diese Diskrepanz muss verschwinden“, so Possinger. Denkbar sei es, den gesellschaftlich vorbelasteten Begriff der Teilzeit möglicherweise in eine „Vollzeit Light“ umzubenennen. „Ein interessanter Gedanke“, findet Andreas Plöger, neben Markus Henkel zuständig für die Unternehmenskommunikation bei TUP, „allerdings sollte in den Unternehmen vielmehr das Bewusstsein für Familie gegenwärtig sein. Sowohl die Teilzeit als auch die Elternzeit sollten schlichtweg selbstverständlich zur Firmenkultur gehören. Wo keine Hürden sind, muss auch kein Parcours gebaut werden“, so Plöger. Nach einer Talkrunde aus Prädikatsträgern, die ihre Erfahrungen mit dem FamilyNet-Prädikat in der Unternehmenskommunikation teilten – wie eine bewusste Auseinandersetzung mit den Wünschen der Angestellten und einfachere Rekrutierung von neuem Personal – ging es ans Eingemachte: 26 Unternehmen wurde das Prädikat „familienbewusstes Unternehmen“ verliehen. Schirmherrin Dr. Birgit Buschmann überreichte HR-Managerin Slava Markert und Andreas Plöger, in der Kategorie „gewerblich-technische Unternehmen bis 150 Mitarbeiter“ das begehrte Prädikat. Die beiden Geschäftsführer Thomas hatten zeitgleich allerhand Organisatorisches mit dem Umzug in das neue Firmengebäude in Stutensee-Blankenloch zu tun und zeigten sich Stolz über den Erhalt des FamilyNet-Prädikats und die Laudatio auf die IT-Manufaktur vor Ort. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird bei TUP schon immer gelebt. Dieser Fokus und eine starke Mitarbeiterorientierung sind der Spirit der Firma und deren maßgeblicher Erfolgsfaktor. TUP legt viel Wert auf persönliche Kontakte und die individuelle Kommunikation“, so die lobenden Worte der Projektverantwortlichen bei der Laudatio von FamilyNet in Stuttgart.
FamilyNet-Prädikat: Familienbewusste Personalführung offen kommunizieren
Erste Glückwünsche erreichten die strahlenden Prädikatsträger von TUP durch Svenja Felder von der Beruflichen Bildung gGmbH (BBQ) aus Karlsruhe. Im Rahmen des Projektes FamilyNet hatte Felder im Frühjahr die familienbewusste Personalführung bei TUP auf den Prüfstand gestellt. Bereits im Mai 2016 verkündete sie bei einem erneuten Besuch des Unternehmens die frohe Botschaft und gab Anregung für die Zukunft: „Die Ideen sind da. Jetzt geht es darum, diese in einem Konzept zu verankern“, so Felder damals. Außerdem sprach sie Empfehlungen für die Zukunft aus und lobte zugleich den Tatendrang der Geschäftsführung, die selbst voller Ideen für das Unternehmen und seine Angestellten sprühte.
Neue Ziele bei TUP: Eltern-Kind-Büro und betriebliche Pflegelotsen
Die Umsetzung der Ziele hat seither hohe Priorität, weiß HR-Managerin Slava Markert: „In der Zwischenzeit haben wir uns der Ausbildung zweier Mitarbeiter zu betrieblichen Pflegelotsen durch die BBQ angenommen. Im Bedarfsfall fungieren Pflegelotsen als Erst-Anlaufstelle für Beschäftigte, die privat mit der Pflege von Angehörigen konfrontiert sind. Außerdem wird jetzt im neuen TUP-Campus ein Eltern-Kind-Büro eingerichtet. Mit Spielutensilien ausgestattet, wird eine kindgerechte Räumlichkeit geschaffen und familienfreundliches Arbeiten möglich sein.“ Zudem stehe mit der Überreichung des Prädikats die Kommunikation der familienbewussten Personalführung bei TUP im Vordergrund, verweist Geschäftsführer Mathias Thomas auf eine weitere Initiative des IT-Unternehmens: „Erst vergangenen Donnerstag stand die Einweihung unseres neuen Firmengebäudes in Stutensee-Blankenloch an. An diesem Abend fand das FamilyNet-Prädikat einen stolzen Ehrenplatz in unserer Wohlfühl-Cafeteria, in der sich täglich um 10 Uhr und 15 Uhr unsere Mitarbeiter zum gemeinsamen Austausch und Kaffeetrinken treffen. Das gesamte TUP-Team ist sehr stolz auf das FamilyNet-Prädikat. Schließlich macht das FamilyNet-Prädikat sichtbar, was schon immer hinter dem Unternehmensnamen steckt: eine aus Überzeugung familienbewusste Personalführung.