Es gibt im Versandbereich verschiedene Umschlagsarten für Waren. Eine dieser Umschlagsarten wird ‚Cross Docking‘ oder auch Kreuzverkupplung genannt. Das Besondere an dieser Umschlagsart ist, dass die Lagerung entfällt. Dafür werden die Waren bereits durch den Lieferanten beziehungsweise Absender vorkommissioniert. Angelieferte Artikel werden nun nicht eingelagert, sondern direkt den entsprechenden Warenausgängen zugeordnet und weiter versendet.
Eine klassische Lieferkette braucht ein Lager, das als Bindeglied fungiert zwischen Verkäufer und Käufer beziehungsweise zwischen Lieferant und Verbraucher. Dieses Bindeglied ist allerdings gleichzeitig auch die Unterbrechung des Weges, den ein Produkt nimmt. Angebot und Nachfrage sind nicht synchronisiert, weshalb es nötig ist, Waren zu lagern bis zu dem Zeitpunkt, wann sie benötigt respektive bestellt werden. Durch die Lagerung wird der Fluss unterbrochen, was mittels Kreuzverkupplung abgemildert beziehungsweise verhindert wird, da es beim Cross-docking keine Einlagerungsprozesse und damit einhergehende Tätigkeiten gibt. Das führt dazu, dass Lagerhaltungskosten sowie die Anzahl der Prozessschritte (und somit potenzielle Fehlerquellen) reduziert werden.
Vorteile bietet das ‚Cross Docking‘ durch die Schaffung geringerer Durchlaufzeiten, eine zeitgerechte Anlieferung, Reduzierung des Bestands, Minimierung des Lagerplatzbedarfes, Vermeidung von Ein- und Auslagerungsprozessen und die Reduzierung von Lagerhaltungskosten.
Übersicht der drei Cross-Docking-Varianten
Bei der Kreuzverkupplung gibt es drei Varianten, respektive Systeme:
- einstufig
- zweistufig
- mehrstufig
Die einstufige Variante erfordert eine Vorkommissionierung durch den Lieferanten bezogen auf den Endempfänger. Über einen oder mehrere Umschlagpunkte werden die Waren unverändert an den Empfänger weitergegeben. Zur erfolgreichen Umsetzung ist es notwendig, dass der Absender die Ware zuvor mit dem Namen des Adressaten kennzeichnet, was meist direkt auf der oder an der Ware geschieht. Eine andere Bezeichnung für das einstufige Cross-docking ist auch Pre-Allocated Cross-Docking (PAXD).
Beim zweistufigen System wird die Ware einzig bis zum Umschlagpunkt unverändert weitergeleitet. Von dort aus erfolgt der Umschlag in neue Einheiten und deren Adressierung und folglich Auslieferung an die entsprechenden Empfänger. Die zweistufige Kreuzverkupplung wird auch Break-Bulk Cross-Docking (BBXD) genannt oder noch verbreiteter: Transshipment.
Das mehrstufige ‚Cross Docking‘ beinhaltet neben der eigentlichen Umkommissionierung noch weitere Prozessschritte, bei denen es sich um sogenannte ‚Value Added Services‘ handelt. Beispiele dafür sind eine mögliche Umkonfektionierung von Artikeln oder die Etikettierung von Waren.
Vorteile von Cross Docking gegenüber klassischer Lagerung
In der Lagerung wird mehr Kapital gebunden und es werden auch mehr Ressourcen wie Zeit und Arbeitskraft benötigt als im Cross-Docking-Prozess. Damit die Kreuzverkopplung allerdings effizient funktioniert, müssen Transporteure, Lagerhalter, Lieferanten und auch Endkunden optimal aufeinander abgestimmt sein und dementsprechend koordiniert zusammenarbeiten. Dafür müssen nicht nur die manuellen Prozesse reibungslos funktionieren, sondern auch die Informationsflüsse zwischen den beteiligten Stellen. Schließlich entfallen die Prozessschritte der klassischen Lagerung: Vereinnahmung und Lagerung, Lagerhaltung, sowie Auslagerung und Kommissionierung.
Bedingung und gleichzeitig ein Vorteil von Cross-docking ist daher die zeitgerechte Anlieferung: Da Ware vom Wareneingang nur den Weg zum Warenausgang nimmt, um zeitnah weitertransportiert zu werden, darf sie gar nicht „irgendwann kommen“ und „irgendwo herumstehen“, sondern muss unverzüglich weiter prozessiert werden, was beim Cross-docking nur gemeinsam funktioniert. Deshalb müssen bei der Kreuzverkupplung alle beteiligten Parteien der Lieferkette im Prozess und im Informationsfluss permanent integriert sein.
Dafür werden IT-Lösungen benötigt, die sehr hohen Anforderungen gerecht werden, da der Austausch von Daten und Informationen sozusagen in Echtzeit vonstattengehen muss. Kriterien dafür sind zum Beispiel:
- Korrekte Stammdaten
- Aktuelle Bewegungsdaten
- Synchronisation von Waren- und Informationsströmen
- Integration von Drittsystemen, Software wie Hardware
- Transparenz der Daten
Ein Beispiel für den Cross-Docking-Vorgang
Das Sortiment eines Unternehmens mit mehreren Filialen besteht unter anderem aus Hosen und Gürteln. Die Hosen werden selbst hergestellt, während die Gürtel zugekauft werden. Eine klassische Lagerlogistik sähe jetzt so aus, dass sowohl die Hosen als auch die Gürtel zusammen eingelagert werden. Wenn die Filialen dann diese Waren bestellen, werden sowohl die Hosen als auch die Gürtel kommissioniert, gepackt und zum Versand fertiggemacht. Beim Cross-docking dagegen würde man nur die Hosen aus eigener Herstellung einlagern, die Gürtel dagegen würde man rechtzeitig vom Lieferanten zum Cross-docking-Punkt anliefern lassen und gleich im Versandbereich so weiter prozessieren (beispielsweise umkommissionieren, umkonfektionieren, etikettieren), damit sie unverzüglich an die Filialen versandt werden; und zwar zusammen mit den Hosen aus dem Lager, die auch schon zum Cross-docking-Punkt transportiert wurden. Cross-docking ist somit auch ein adäquates Mittel, um Teilladungen von LKWs bei Lieferungen zu vermeiden und die Ladefläche so weit wie möglich auszunutzen; also FTL-Transporte (Full Truck Load) zu erreichen und LTL-Transporte (Less than Truck Load) zu vermeiden.
Zusammenfassung
Cross-docking ist eine Umschlagsart, bei der angelieferte Ware nicht eingelagert, sondern den entsprechenden Warenausgängen zugeordnet und weiterversendet wird. Geläufig sind auch der Begriff Kreuzverkupplung und die alternativen Schreibweisen Cross Docking und Cross-Docking. Die Waren werden dabei vom Absender beziehungsweise Lieferanten vorkommissioniert, was letztendlich Lagerhaltungskosten reduziert und Durchlaufzeiten senkt. Beim Cross-docking gibt es eine einstufige, zweistufige und mehrstufige Variante, die sich in den entsprechenden Tätigkeiten unterscheiden – von einer einfachen Vorkommissionierung über eine Umkommissionierung bis zu weiteren Prozessschritten wie Umkonfektionierung oder Etikettierung. Die Lagerpunkte in der Lieferkette, die man zur Kreuzverkupplung nutzt, werden auch Cross-docking-Punkte genannt. Gewöhnlich handelt es sich dabei um ein Zentrallager eines Händlers oder ein Terminal eines Logistikdienstleisters. So eignet sich die Kreuzverkupplung besonders, wenn es sich um große und planbare Mengen handelt, wo alle Beteiligten der Lieferkette koordiniert zusammenarbeiten und ein optimaler Informationsfluss gewährleistet ist.
Weitere Informationen zum Warenumschlag finden Sie im Artikel Umschlaglogistik.