Rückwärtslogistik
Während die Logistik den Produktionsweg hin zum Kunden abbildet, schließt die Rückwärtslogistik, auch Rückführlogistik genannt, diesen Halbkreis mit einer möglichst effizienten Planung, Steuerung und Entsorgung von Materialien zu einem ökonomischen Kreislauf hin. Sie gliedert sich in die Retouren-Logistik, die Re-Distributionslogistik und die Entsorgungs-Logistik. Ziel ist es, die Effizienz der Wertschöpfungskette in ihrer Wirtschaftlichkeit ebenso rückwärtsgerichtet zu gewährleisten.
Logistische Leistungen sind immer Verbesserungen auf dem Gebiet der Versorgungsumwelt von Systemen, sprich die physische Beförderung von Produktgütern und die damit zusammenhängende Informationsverwaltung. Die Rückwärtslogistik umfasst diese Leistungen auf dem Gebiet der Entsorgungsumwelt und der Rückführung von Produkten und Wertstoffen in den Wirtschaftskreislauf.
Dabei ist der Onlinehandel (E-Commerce) mit dem deutschlandweit geltenden Fernabsatzgesetz zum größten Teil verantwortlich für die wachsende Bedeutung der Rückwärtslogistik. Dieses trat zum 30. Juni 2000 in Kraft und räumt dem Verbraucher ein vierzehntägiges Widerrufs- und Rückgaberecht ein.
Die zusätzlichen Transportwege und der vermehrte Umlauf der Ware durch den Onlinehandel erfordern ein ökologisches Bewusstsein für die Produktentwicklung, die rückwärtsgerichtete Planung und Steuerung von Transportwegen (Re-Distributionslogistik) und für eine möglichst rückstandslose Entsorgung von Produktbestandteilen. Diese Verantwortung gegenüber der Umwelt, mit dem Ziel ihre regenerierenden Kreisläufe zu simulieren, ist das Herzstück der Rückwärtslogistik.
Auslöser der Rückwärtslogistik:
- Umtausch nach dem Widerrufsrecht
- Garantie bei Reparaturbedarf
- Entsorgung nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)
Auslöser der Rückwärtslogistik sind zum einen die Gewährleistung einer Rücknahme der Produkte durch den Hersteller aufgrund des Widerrufsrechts des Kunden und dem Eintreten der Garantie bei Reparaturbedarf. Zum anderen liegt das Kreislaufwirtschaftsgesetz einem möglichst rückstandslosen Entsorgungs-Gedanken zugrunde. Dieses gibt einen gesetzlichen Handlungsrahmen für Hersteller, Logistiker und Händler vor, um die ökonomischen Aspekte innerhalb der Rückwärtslogistik zielführend umzusetzen.
Als Vorbild für die Rückwärtslogistik dient die Natur, die sich mit ihren Mechanismen selbstständig regenerieren kann. Um sich diesem zu nähern, gilt es bereits bei der Produktionsplanung den ökonomischen Aspekt durch eine möglichst ressourcenschonende Herstellung bzw. einen möglichst restlosen Abbauprozess der Rohstoffe im Fokus zu haben. Viele Hersteller übernehmen durch die Rücknahme von gebrauchten bzw. defekten Produkten Verantwortung für die Umwelt und schließen eine Entsorgungs-Logistik (bspw. durch Recycling) in ihren Wirtschaftskreislauf mit ein.
Weitere Gründe der Rückwärtslogistik
Zudem sind Antriebe der Rückwärtslogistik die Schonung der weltweit vielfach knappen Ressourcen, die Kostensenkung durch effiziente Transportwege (bspw. durch Händlerintegration bei Versand und Retoure, und Produktversand direkt an den Hersteller bei Reparaturfällen) sowie ein wachsendes Umweltbewusstsein der beteiligten Parteien (Hersteller, Händler, Logistik-Dienstleister, Kunde).
Ein Beispiel für Rückwärtslogistik:
Der Hersteller hat die Absicht, einen CD-Recorder in den Handel zu bringen. Bereits bei der Produktentwicklung schließt er den grünen Gedanken mit ein, in dem er Materialien verwendet, die später mit einem möglichst geringen Energieaufwand separiert und wiederverwertet werden können.
Meldet der Kunde nach dem Erwerb des CD-Recorders einen Defekt, wird das Gerät nicht erst an den Händler, sondern zur Reparatur direkt an den Hersteller versendet.
Leitet der Kunde für den CD-Recorder eine Retoure ein bzw. möchte das Gerät umtauschen oder von dem Kauf zurücktreten, greift der Hersteller auf die Integration von Händlern vor Ort des Kunden zurück. Der nächst gelegene Händler, der den CD-Recorder führt, nimmt das Produkt entgegen und kann es zum weiteren Verkauf in seinem Geschäft anbieten.
Hat das Gerät dann ausgedient, zahlt sich die die Berücksichtigung des ökonomischen Aspektes bei der Produktentwicklung aus: Nach der Rücknahme des Gerätes durch den Hersteller werden Wertstoffe recycelt, die Edelmetalle abgetrennt und zur weiteren Verwertung eingeschmolzen.
Weiterführende Informationen zum Thema Versorgungskreislauf finden Sie unter dem Artikel das Milkrun-Konzept.
Teaserbild: Green Logistics (Lizenz: CC BY-SA 3.0)