No-Line-Commerce

No-Line-Commerce steht für die derzeit höchste Entwicklungsstufe des E-Commerce. Sämtliche online und offline verfügbaren Vertriebskanäle sind informationstechnisch miteinander vernetzt und bilden zusammen mit den Vermarktungskanälen ein Gesamtbild.

Die verhaltensrelevanten Grundlagen des No-Line-Handels beziehen sich vorrangig auf die Nutzung des Internets sowie des Mobile-Commerce. Dabei stehen die Informationsbeschaffung sowie die einzelnen Produktinformationen im Vordergrund. Der eigentliche Kaufprozess ist dagegen eine Mischung aus Multi– und Cross-Channel: So setzt No-Line-Commerce ein bestimmtes Konsumverhalten des Kunden voraus, bei dem dieser die Grenzen der einzelnen Vertriebskanäle, anders als bei Omni-Channel, im Unterbewusstsein nicht mehr wahrnimmt (No-Line). Für den Kunden gibt es keine Trennung der virtuellen (E-Commerce) und realen Welt (stationärer Handel); für ihn gibt nur das Einkaufserlebnis.

Die Kunden unterscheiden nicht mehr zwischen den Kanälen, kaufen nicht mehr gezielt on- oder offline. Vielmehr suchen sie verschiedene Zugangswege zu ihrem Shop: im Internet, über das Smartphone – oder eben über das stationäre Geschäft in der Innenstadt.

Prof. Dr. Gerrit Heinemann, Hochschule Niederrhein

Das Ziel von No-Line-Commerce: Es besteht der Anspruch, dass der Verbraucher in jeder Phase des Informations- und Kaufprozesses problemlos von offline zu online und andersherum wechseln kann und dabei keine Verluste beim Einkaufserlebnis entstehen. Dabei unterstützen ihn Smartphone und Tablet und versorgen ihn mit den nötigen Informationen.

Herausforderung für den Handel: Der Kunde recherchiert und entscheidet sich in der Praxis für ein Produkt. Er entscheidet fortan preisorientiert und meist losgelöst von Online- oder Offline-Kanälen. Der Händler verliert dadurch allerdings gegenüber dem potenziellen Kunden an Relevanz; im schlimmsten Fall wird der Händler lediglich als PoS wahrgenommen. Grund: Die Informationen liegen im Internet in größerem Umfang vor und bilden somit für den Kunden den größten Nutzen – für den Anbieter sind daher in Zukunft Informationen der wertvollste Teil seiner Wertschöpfungskette. Nur so steigert er als Anbieter seine Kunden-Reichweite. Den klassischen Stammkunden wird es in Zukunft nicht mehr geben.

No-Line-Commerce ist „noch“ Produktabhängig

Die No-Line-Strategie derzeit zeigt, dass der Kunde für bestimmte Produkte eine Online-Recherche vorausschickt, bevor er beispielsweise am PoS den Kaufprozess abschließt. Online informieren, offline kaufen (oder umgekehrt) gilt etwa für Unterhaltungselektronik und Computer-Hardware. Zudem zeichnet sich die Online-Prüfung der Verfügbarkeit von Produkten in stationären Geschäften zur Praxis von No-Line-Commerce.
Interessiert sich der Kunde dagegen für Musik, Bücher und Mode, ist das Internet das Hauptmedium für die Recherche und für den anschließenden Kaufprozess – dagegen werden Kosmetik und Schuhe bevorzugt stationär begutachtet und meist auch dort gekauft.

Weitere Informationen zum Thema E-Commerce finden Sie auch unter die Letzte Meile sowie unter Loyalität zum Online-Shop.

Teaserbild: Autor: Jason Howie / Lizenz: CC BY 2.0