Definition von Geschäftsregeln und Einsatzfelder von BRMS-Lösungen

Geschäftsregeln, englisch Business Rules, beschreiben Regeln, die für automatisierte Prozesse festgelegt werden, beziehungsweise für Prozesse, deren Automatisierungsgrad etabliert oder erhöht werden soll. Geschäftsregeln haben ihren Hintergrund somit üblicherweise im Bereich der (Wirtschafts-)Informatik, der Digitalisierung und anderen technischen Sachverhalten. Ebenso können sie aber auch geschäftliche, also unternehmerische Angelegenheiten beschreiben.

Beispiel Neukundenrabatt

So ist beispielsweise ein Neukundenrabatt von zwanzig Prozent bei der initialen Registrierung in einem Onlineshop sowohl eine unternehmerische, wirtschaftliche Regel als auch eine prozessbezogene Regel im digitalisierten Anlegen eines Kundenkontos sowie im anschließenden Bestellablauf.

Je nachdem, ob der Kunde oder die Kundin bereits registriert ist, wird der Rabatt gewährt oder eine weiterer Prozess auf Basis der verfügbaren Daten gestartet.

Vorteile von Geschäftsregeln

Geschäftsregeln sind für sich genommen keine strategischen Leitlinien, sondern zu befolgende Anweisungen; sie finden Anwendung bei der Belegschaft, in den Prozessen, sowie im Geschäftsgebaren und in den IT-Systemen eines Unternehmens. Im Idealfall sind Geschäftsregeln zentral hinterlegt und festgeschrieben; beispielsweise in einem Pflichtenheft für Softwareentwickler. Werden die Business Rules ordentlich gepflegt, dann können sie dem Unternehmen und insbesondere den betreffenden Prozessen nutzen, entsprechende Ziele besser zu erreichen, Kosten zu minimieren, Hindernisse zu beseitigen, Kommunikation zu optimieren sowie rechtliche Vorgaben einzuhalten.

Geschäftsregeln bei Anwendungssoftware und BRMS

Wenn Geschäftsregeln beschreiben, wie ein Computerprogramm oder ein Prozess, der von einer Software gesteuert wird, ablaufen soll, dann handelt es sich um vergleichsweise einfache Wenn-Dann-Szenarien, die in ihrer Häufung aber sehr aufwendige Prozesse enorm vereinfachen beziehungsweise beschleunigen, indem sie automatisiert ablaufen. Sehr viele Geschäftsregeln können die Komplexität und Unübersichtlichkeit eines Prozesses oder Programms allerdings steigern und erhöhen die Gefahr, dass sich einzelne Regeln nicht ergänzen, sondern auch widersprechen. Deshalb gibt es dafür sogenannte Geschäftsregel-Managementsysteme (GRMS) beziehungsweise im Englischen Business Rule Management Systems (BRMS). Diese ermöglichen es, Prozesse und Computerprogramme auf Basis von Business Rules zu entwickeln und einzusetzen. Das GRMS soll dabei die Geschäftsregeln jederzeit für andere Programme oder Anforderungen zentral verfügbar machen, indem die Regeln von anderen Ebenen des Softwareprogramms getrennt werden.

Dagegen nehmen Business Rules und die entsprechenden BRMS in regelbasierten Systemen im weiteren Kontext von Künstlicher Intelligenz einen viel höheren Grad an Komplexität ein.

Geschäftsregeln und regelbasierte Systeme

Regelbasierte Systeme bieten eine Möglichkeit, Geschäftsregeln darzustellen. Drei Elemente bilden das regelbasierte System: die Faktenbasis, die Regelbasis und die Business-Rule-Engine. Bei der Faktenbasis handelt es sich um eine Datenbank, die die Fakten aus den Geschäftsprozessen enthält. Die Regelbasis ist wiederum eine Regeldatenbank, die die Gesamtheit an Regeln enthält. Die Business-Rule-Engine bildet das Kontrollsystem, das die Regeln in einem Geschäftsprozess identifiziert (auf Grundlage der Faktenbasis), die entsprechenden Regeln anwendet und die Regeldatenbank auch mit neuen Regeln aktualisiert.

Charakteristisch für ein Regelsystem ist eine Abfrage nach dem Schema Wenn-Dann-Sonst (englisch: If-Then-Else). Dadurch wird eine spezifische Regel zerlegt und dargestellt. Gerade bei automatisierten Prozessen können sich sehr komplexe Business Rules ergeben, die einen vermeintlich simplen Sachverhalt aufwendig ausdrücken, aber den Geschäftsprozess trotzdem nachhaltig und effizienter machen.

Beispiel Eilauftrag

Die Entscheidung eines Unternehmens, einen Eilauftrag anzunehmen ist immer eine prozessuale Herausforderung. Unter welchen Kriterien wird ein Eilauftrag angenommen und welche Folgen hat das für alle beteiligten Prozesse? Hier erleichtern Business Rules einerseits die Entscheidungsfindung und gewährleisten andererseits, dass angehängte Prozesse weiterhin schnell und reibungslos ablaufen.

Relevanz von Business Rules und BRMS

Jedes Unternehmen hat Business Rules, selbst wenn diese nirgends festgeschrieben und hinterlegt sind. Produkte und Dienstleistungen werden immer schneller beschafft, gefertigt und vermarktet. Dabei unterliegen sie zahlreichen Regularien und Anforderungen wie Gesetzen, Qualitätsnormen, Spezifikationen und Richtlinien, die alle Unternehmensbereiche betreffen wie beispielsweise Produktion, Buchhaltung, Vertrieb oder IT.

Somit bewegen sich alle Geschäftsprozesse bereits in einem von Regeln definierten Rahmen, der durch unternehmerische Entscheidungen ausgebaut wird. Durch explizit formulierte und in ihrer Gesamtheit hinterlegte Geschäftsregeln lassen sich zwei Arten der Automatisierung von Geschäftsprozessen unterscheiden. Auf der einen Seite gibt es einfache Entscheidungen, die aber sehr häufig gefällt werden, wie es sich im obigen Beispiel mit dem Neukundenrabatt verhält; auf der anderen Seite wiederum gibt es sehr komplexe Entscheidungen, die selten auftreten, aber eine große fachliche Komplexität mit sich bringen, wie das Beispiel mit dem Eilauftrag zeigt.

Zentral verwaltete Geschäftsregeln ermöglichen es einem Unternehmen, die praktizierten Prozesse und Anwendungen flexibel zu halten (und somit gegebenenfalls zu ändern), zu prüfen, transparent zu machen und mittels eines BRMS auch zu simulieren.

Zusammenfassung

Geschäftsregeln (englisch: Business Rules) dienen dazu, automatisierte Prozesse zu etablieren, transparent zu machen und ihren Effizienzgrad zu steigern. Sie können sowohl technische Abläufe als auch unternehmerische Anweisungen beinhalten. Zum Hinterlegen und Verwalten von Geschäftsregeln wird ein Geschäftsregel-Managementsystem (GRMS/englisch: BRMS) eingesetzt.

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