Im zweiten Interview mit Christian Weber geben wir Einblick, was ihn nach seiner Ausbildung dazu bewegt hat, selbst Ausbilder zu werden.
Bevor ich Ausbilder wurde, habe ich, wie im vorherigen Interview schon erwähnt, meine Ausbildung zum Fachinformatiker bei TUP gemacht, die ich relativ gut im Sommer 2023 abgeschlossen habe.
Was heißt „relativ gut“ denn genau? Da war doch eine Auszeichnung im Spiel!
Ja, das stimmt. Ich war unter den Jahrgangsbesten 2023 der IHK in der Ausbildung.
Wie kam es denn zur Entscheidung, den Ausbilderschein zu machen.
Markus Holzmann, der erst mein Ausbilder war und jetzt mein Ausbilderkollege ist, kam schon während meiner Ausbildung auf mich zu und fragte, ob ich mir die Ausbilderschiene vorstellen könnte. Ich habe ihn dann nebenbei begleitet. Meine eigentliche Hauptaufgabe lag aber in der Web-GUI-Entwicklung im Core-Team. Dort findet unsere Framework-Entwicklung statt. Wir stellen die Werkzeuge für unsere Dialogentwickler bereit, die daraus die Eingabemasken und Oberflächen entwickeln. In diesem Team bin ich jetzt seit knapp einem Jahr eingebunden: Also sprich, Software schreiben, Software testen, Software debuggen sowie Planung und Support.
Du bist als Entwickler ins Berufsleben gestartet, hast du direkt angefangen, dich zum Ausbilder zu qualifizieren?
Das war später, es war aber schon in der Planung. Es war schnell klar, dass es sehr gut wäre, wenn wir die Möglichkeit des Ausbilderscheins in Betracht ziehen. Und es hat auch seine Vorteile! Zum einen konnte ich Neues lernen, zum anderen darf ich nun offiziell ausbilden und eben nicht nur unterstützen. So ist auch sichergestellt, dass immer jemand für die Auszubildenden da ist, unabhängig von Krankheit oder Urlaub.
Wie hat sich dein Verantwortungsbereich mit dem Ausbildungsschein erweitert?
Bezüglich der Projekte hat sich nichts geändert, da bin ich weiterhin “ganz normaler” Entwickler. Durch die Ausbildung kommt auf jeden Fall mehr Verantwortung auf mich zu: Ich bin dafür zuständig, den Azubis die notwendigen Kompetenzen über die nächsten drei Jahre zu vermitteln und sie sowohl fachlich als auch persönlich zu fördern, um am Ende sagen zu können „Okay, wir haben alles getan, damit sie eine gute Abschlussprüfung ablegen können und bei uns ins Berufsleben starten.“ Das ist auch mein Ziel: Die Auszubildenden an der Hand zu nehmen, durch das Berufsleben zu begleiten und sie auch persönlich zu fördern.
Wie hast du dich dahin entwickelt? Ausbilder zu werden war vermutlich keine Bauchentscheidung.
Die Entscheidung fiel schon im Laufe des dritten Lehrjahres: Da habe ich mich vermehrt um Praktikanten und die Azubis der unteren Lehrjahre gekümmert. So hatte ich einen gewissen Einblick in die Thematik und es hat mir immer Spaß gemacht. Daher war es für mich ein fließender Übergang und kein harter Einschnitt.
Was ich am meisten daran mag, ist die Abwechslung. Gerade in Situationen, in denen du tief im Code hängst, aber gerade nicht weiterkommst, kann ich durch meine Rolle etwas anderes machen. Ich gehe dann runter zu den Kollegen in der Ausbildungsabteilung, denn dort kann ich mich mit anderen oder leichteren Themen befassen. Das hilft mir, den Kopf freizukriegen, selbst wenn es nur ein kurzes Gespräch über die aktuellen Aufgaben ist. Ich finde es sehr angenehm, dass ich als Ausbilder eine gewisse Abwechslung habe.
Was erwartest du dir von deiner Ausbildungsrolle und welche Ziele hast du dir gesteckt?
Vor allem will ich für die Auszubildenden einen Mehrwert schaffen und sie, wie vorhin schon erwähnt, durch die drei Jahre persönlich und fachlich fördern. Das bedeutet für mich, nicht nur gute Mitarbeiter aus ihnen zu machen, sondern sie auch menschlich weiterzubringen. Das hört sich so jetzt vielleicht hoch gegriffen an, aber gewisse Werte zu vermitteln und so der Gesellschaft etwas zurückzugeben, ist das, was ich von meiner Ausbildungsrolle erwarte, auch wenn es etwas Kleines ist.
Welche Herausforderung sticht dabei besonders heraus?
Nicht alle Auszubildenden sind gleich, auch in unserem Jahrgang waren wir alle sehr unterschiedlich, hatten unterschiedliche Vorkenntnisse und auch unterschiedliche Lernmethoden. Der eine konnte sehr gut visuell lernen, der andere musste es eher hören und selbst tun. Das sind Dinge, die ich jetzt als Ausbilder berücksichtigen muss. Besonders, wenn man in der Gruppe etwas gemeinsam bearbeitet, kommt es nicht bei jedem gleich an. Das ist eine der zentralen Herausforderungen, denen man sich stellen muss und für die etwas um die Ecke gedacht werden muss: Macht es Sinn, eine Person nochmal separat an sich heranzuziehen und es ihm oder ihr auf seine oder ihre Art und Weise zu erklären? Diesen Balanceakt zu finden, zwischen erfolgreicher Wissensvermittlung und Effektivität, ist eine der größeren Herausforderungen.
Was würdest du deinen Ausbilderkollegen und -kolleginnen empfehlen?
Sich in Geduld zu üben. Wie vorhin gesagt, nicht jeder versteht etwas sofort. Mitunter liegt es auch gar nicht am Gegenüber, sondern bei einem selbst. „Bin ich kompetent genug, um Wissen zu vermitteln?“, das sollte man immer wieder hinterfragen. Empathie sollte man auch mitbringen, versteht sich. Als letzten Punkt würde ich sagen, dass es wichtig ist, eine offene Kommunikation zu fördern und zu fordern, damit nicht nur ich Dinge anspreche, sondern auch die Azubis den Mut haben das zu tun und sich nicht wegducken, wenn etwas nicht passt. Ich möchte, dass alle mit allem auf mich zukommen können. Ich bin schließlich nicht nur Ausbilder, sondern auch ein Kollege.
Vielen Dank für das Interview!
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