Interview: TUP.WMS vs. Standard – “der Kunde erhält nicht eine, sondern seine Lösung“

Ein Warehouse-Management-System, auch Lagerverwaltungssystem, bietet seinen Kunden in der Regel flexible und vor allem automatisierte Funktionalitäten, um Warenbewegungen und Bestände zu verwalten. Sprich, eine Lagerverwaltung steuert den planmäßigen und effizienten Ablauf aller logistischen Prozesse, etwa innerhalb eines Distributionszentrums. Im Interview zeigen wir auf, wie sich dabei Standardsoftware von einem adaptiven Ansatz unterscheidet; welche Vorteile das Warehouse-Management-System von TUP (TUP.WMS) gegenüber einer Standardlösung hat.

Was macht ein individuelles Warehouse-Management-System im Vergleich zum Standard-WMS so besonders? Stichwort kundenspezifische Parametrierung individueller sowie prozessorientierter Einflussfaktoren.

Projektleiter Eduard Wagner - wenn der Kunde ein Warehouse-Management-System möchte, bekommt er keinen Standard.
Projektleiter und Mitglied der Geschäftsleitung Eduard Wagner.

Eduard Wagner: TUP ist eine Software-Manufaktur. Sprich, der Kunde bekommt nicht das, was es auf dem Markt bereits gibt; er bekommt genau das, was er auch tatsächlich benötigt. Und der Weg dorthin beschreibt einen intensiven Austausch von möglichen Rahmenbedingungen, Prozessen, Kenn- und Leistungsgrößen wie auch Erwartungen seitens des Kunden. Am Ende erhält dieser nicht eine, sondern seine Lösung.

Die Methoden, mit denen wir diese Lösungen erarbeiten, haben den Charakter, dass wir sehr ‚lean’ Kundenwünsche umsetzen; dabei gleichzeitig deren Prozesse adaptieren können. Für das Warehouse-Management-System (TUP.WMS) beispielsweise spricht der Individualismus und die dabei herrschende Zentralisierung unseres Wirkens: Der Kunde steht zu jeder Projektphase im Fokus. Und wir entwickeln softwaretechnisch den größtmöglichen Nutzen, realisieren die größtmögliche Produktivität für ihn. Ein Standard wird das nicht ansatzweise schaffen. Er wird in der Regel unabhängig von den individuellen internen Prozessen eines bestimmten Lagers zur Verfügung gestellt.

Zudem ist zu beachten, dass ein WMS nie alleine agiert; es ist grundsätzlich in einer bunten IT-Welt eingebunden. Dazu gehört ein ERP-System (Host), vielleicht eine bereits bestehende Förder- und Lagertechnik – es muss ja nicht immer ein Green-Field-Projekt sein. Wir müssen uns demnach in einer bereits vorhandenen Umgebung mehr oder weniger aufwändig integrieren. Mit herkömmlichen Standards kommt man da schnell an seine Grenzen.

Parametrierung, der Anspruch des Kunden

Projektleiter Günther Pfisterer sieht speziell bei der Parametrierung viele Vorteile auf Seiten des Warehouse-Management-Systems von TUP.
Projektleiter und Mitglied der Geschäftsleitung Günther Pfisterer.

Günther Pfisterer: Stichwort Parametrierung. Sie ist mittlerweile Anspruch des Kunden. Wir versuchen diesbezüglich zunächst die Kundenprozesse zu verstehen, sie bei Bedarf von den Komplexitäten zu befreien und zu vereinfachen. Dennoch ist das TUP.WMS in der Lage, neben den standardisierten Prozessparametern, individuelle Parameter zu ergänzen. Will der Kunde demnach weitere Anforderungen implementieren, ändern oder zusätzlich erweitern, kann er das auf Wunsch recht schnell von uns umsetzen lassen – wenn explizit erwünscht auch eigenständig. Dennoch achten wir darauf, dass die gesetzten Parameter sich nicht gegenseitig beeinflussen beziehungsweise stören. Ein Grund, warum der Kunde in der Regel die WMS-Parametrierung im Zusammenspiel mit uns durchführen lässt. So kennen wir zu diesem Zeitpunkt bereits sämtliche Lager-Prozesse und können an den richten Stellschrauben drehen; ohne negative Auswirkungen befürchten zu müssen.

Beispiele für kundenspezifische Parametrierung

Ein gutes Beispiel für diese Art der Parametrierung ist die Einflussnahme auf den Kommissionier-Prozess bezüglich der Optimierungsziele kostenminimale Abwicklung versus Durchlaufzeit. So ist es möglich, während des laufenden Betriebes, die oben genannten Optimierungsziele zu parametrieren; wodurch die Batchbildung (Auftragszusammenstellung) sowie Rundgangsgröße und Kommissionier-Weg dynamisch angepasst werden. Dabei muss erwähnt werden, dass solche Parametrierungen stets kunden- und anlagenspezifisch entwickelt werden, um das Maximale aus der Logistik herauszuholen.

Weiteres Beispiel: Der Materialfluss innerhalb eines Lagers ist grundsätzlich von den zur Verfügung stehenden Ressourcen und Kapazitäten abhängig. Durch deren Parametrierung kann somit entscheidender Einfluss auf die Steuerung der Warenströme im Einzelnen genommen werden.

Flexible Parametrierung: Regelwerke und die Funktionalitäten

Eduard Wagner: Wir gehen dabei sogar noch einen Schritt weiter und arbeiten gerne mit sogenannten Regelwerken, die eine fertige Funktionalität mit Regeln belegt. Regeln und Funktionalität sind dabei voneinander getrennt und beeinflussen sich nicht gegenseitig. Wir sprechen daher auch von einer flexiblen Parametrierung. Der Vorteil: Selbst, wenn der Kunde zu Beginn des Projektes mit drei Regeln für eine bestimmte Funktionalität begonnen hat und merkt, dass ihm eine Vierte fehlt, konfigurieren wir auf seinen Wunsch eine zusätzliche Regel hinzu. Die Anpassungen werden so lediglich auf einer Parametrierschicht umgesetzt. Die jeweiligen Funktionen und noch viel wichtiger, das Kernsystem, bleiben bei Änderungen unberührt.

Wichtig ist für uns, dass der Anwender die hohe Abstraktion des Softwarekerns nicht wahrnimmt. So muss es dem Anwender heutzutage so einfach wie möglich gemacht werden. Unsere WMS-Dialoge sind daher auch immer kundenspezifisch konzipiert. Natürlich haben wir im Grundsystem des TUP.WMS beispielsweise die Bausteine Bestandsverwaltung, Lagerverwaltung und Auftragsverwaltung; aber im konkreten Projekt beim Kunden sind deren Ausprägungen, deren Attribute immer individuell. Was ist also der Unterschied zwischen der individuellen Software und dem Standard? Kurz und knackig: Die TUP-Software unterliegt keinem Release-Zwang.

Günther Pfisterer: Standardsoftware beschreibt in der Regel die Anforderungen an die Software, auf Basis von unzähligen Kundenanforderungen. Damit der Softwareentwickler seine Software nun warten und weiterentwickeln kann, werden immer wieder neue Software-Stände entwickelt; die allerdings auf alle Kunden ausgerollt werden müssen – ob sie wollen oder nicht. Sprich, wenn ein Kunde A mit seinem WMS glücklich ist, sich aber aufgrund von Kunde B, C und D die Software weiterentwickelt hat, wird irgendwann der Moment kommen, dass ein Standardsoftware-Anbieter sagt, lieber Kunde A, du musst nun ein Update durchführen. Dazu gehören allerdings gleichzeitig Datenemigration und zusätzliche Test-Szenarien. Das wiederum bedeutet einen großen Aufwand und hohe Kosten für den Kunden, nur um letztendlich, nach dieser Phase hoffentlich genauso gut zu performen, wie vor dem Update. Im Standard selbst steckt seit dem Update natürlich vielmehr Funktionalität drin, aber Kunde A braucht sie vielleicht nicht. Schlimmer wird es, wenn das Update dazu führt, dass seine eigenen Prozesse nicht mehr funktionieren.

Und speziell das Customizing einer Standardsoftware birgt immer wieder die Gefahr, dass das gesamte System nicht mehr Release-fähig ist. Das Ende vom Lied: Der Kunde muss in kürzester Zeit sein System mit einem neuen System ablösen, nur weil sein Grad an Individualisierung die Grenzen seiner Standardsoftware überschritten hat.

Andere Warehouse-Systeme nutzen eine Materialflusssteuerung beziehungsweise einen Materialflussrechner eigenständig. Bei TUP kann der Kunde den MFR direkt ins TUP.WMS integrieren und als Gesamtsystem nutzen. Was ist dabei der Vorteil?

Eduard Wagner: Wir verfügen dank des Zusammenspiels zwischen dem TUP.WMS und TUP.MFC (Materialflussrechner) eine hohe System-Integration – inklusive modularer Leitstandfunktionen. Sprich, der Transportfortschritt wird nicht nur transparent; der Mitarbeiter kann mit wenigen Klicks einsehen, auf welchem Transportpunkt sich das Fördergut gerade befindet. Der Auftrags- beziehungsweise der Transportstatus ist zu jeder Zeit einsehbar.

Der TUP-Materialflussrechner bewegt dabei nicht nur Transportgüter von einem Punkt zum anderen. Sobald er beispielsweise vom WMS oder dem Host einen Transportauftrag übergeben bekommt, organisiert er automatisch und völlig autark den Transport: In Abhängigkeit des Transportgutes (eine Kommissionier-Wanne, eine Palette, ein Karton, ein Nachschubpackstück oder eine Versandeinheit), seines Transporttyps und seiner Transport-Priorität führt er das passende Transportmittel (Stapler, Fördertechnik, manuell etc.) Gewerke-übergreifend auf der kürzesten Route durchs Lager. Er muss bei jeder Bewegung die vorhandenen Ressourcen optimal ausnutzen.

Günther Pfisterer: Mit der Integration des TUP.MFC kann der Kunde, wie oben bereits erwähnt, jederzeit, egal ob aus Transportsicht oder aus WMS-Sicht, erkennen wo sich das Fördergut befindet und was gerade genau befördert wird – es gibt keine zwei Systeme, keine zwei Ebenen. Ich kann beide Welten verknüpft auf einer Ebene betrachten, abbilden und der Mitarbeiter muss die Systeme nicht wechseln. Er kann beispielsweise aus dem Transportauftrag sehen, welches Objekt gerade gefahren wird. Mit wenigen Klicks erhält er bei Bedarf detailliertere Informationen zum Transportgut, wie beispielsweise die Bestandssicht oder die Reservierungen auf diesen Bestand zu den aktuellen Kommissionier-Aufträgen. Der Anwender hat dadurch eine hundertprozentige Transparenz von allem, was im Lager bewegt wird. Klar, solche globalen Systeme sind auch gleichzeitig eine enorme Verantwortung gegenüber dem Kunden. Wir halten dementsprechend die Intelligenz im WMS inklusive der Materialflusssteuerung und ermöglichen dem Kunden dadurch alle Strategien über ein System zu fahren.

Erwähnenswert: Dieser Aspekt der hohen Integration ermöglichte es uns, einen in das TUP.WMS voll integrierten ‚Hybrid’-Leitstand zu entwickeln, der in optimaler Weise diese beiden Welten (WMS und MFR) vereint.

Warum sollten Kunden sich für ein TUP-WMS entscheiden? Welche besonderen Projekt-Anforderungen kann TUP besonders gut lösen, bei denen Standardlösungen sich schwertun?

Eduard Wagner: Vielleicht sollten wir diese Frage zunächst beantworten, ohne dabei die Software im Blick zu haben. Wir können mit Stolz behaupten, dass jeder unserer Planer, Projektleiter und sogar Entwickler tief in den logistischen Prozessen steckt. Wir haben die Logistikkompetenz, um zum einen die Geschäftsprozesse während der Pflichtenheft- und der Spezifikationsphase mit den Kunden zu entwickeln und können die Ergebnisse gleichzeitig programmieren. Wir nutzen genau dieses Prozessdenken, um die Software maßgeschneidert an den Kunden auszuliefern.

Uns ist auch bewusst, dass ‚individuelle Software‘ für viele Unternehmen noch immer nach ‚Software-Bastelbude’ klingt. Bei uns sind allerdings lediglich die Kundenprozesse individuell. Die Bausteine des TUP-WMS und dessen Plattform sind standardisiert; das Ergebnis dagegen nicht.

Hervorzuheben ist zudem die Möglichkeit, Warehouse-Management-Systeme stufenweise zu migrieren – bei Bedarf mit voller Anlagen-Verfügbarkeit. Abschließend möchte ich in Sachen Entwicklung und Planung auf unsere 37-jährige Kompetenz hinweisen – im eigenen Haus. Egal ob Logistikplaner oder Hardware- und Netzwerkspezialist, egal ob Kommunikationsspezialist und Druckerspezialist: Sämtliche erforderlichen Fachgebiete haben wir im eigenen Haus – wir sind ein Ansprechpartner für alles.

Teaserbild: TUP / Projekt Baur