Am 28.11.2013 war es wieder soweit. Die Bundesdruckerei in Berlin prämierte während eines feierlichen Events zum dritten Mal die Gewinner des eIDEE-Wettbewerbs. Der “Wettbewerb für den digitalen Handschlag” ehrt die besten Online-Anwendungsideen für den neuen Personalausweis. Gewonnen hat das Anwendungskonzept von Polyas, mit dem beispielsweise Wahlen anonym abgehalten werden können. Auch TUP war als Teilnehmer eingeladen und reiste mit einer kleinen Delegation aus Karlsruhe an.
Bisher kommt die eID-Funktion des neuen Personalausweises, mit der man sich online ausweisen kann, nur schleppend voran. Viele Funktionen waren oder sind noch immer wegen fehlenden Anwendungen deaktiviert. Einer der Gründe, warum die Bundesdruckerei neue Impulse direkt aus der Wirtschaft generieren möchte. Mit dem „eIDEE – Wettbewerb für den digitalen Handschlag“ sucht die Bundesdruckerei nach neuen Ideen für die Einbindung der Online-Funktionen des Personalausweises in digitale Dienste. Gefragt waren Angebote von Unternehmen, Gemeinden und öffentlichen Institutionen. Der Wettbewerb selbst soll die technischen Innovationen aufzeigen, die der neue Personalausweis für E-Government und E-Commerce ermöglicht. Insgesamt haben die Teilnehmer in diesem Jahr über 240 Ideen eingereicht, 2012 waren es lediglich 123 Ideen. Von den 240 Ideen waren aber leider nur 40 im gesetzlichen und damit auch realisierbaren Rahmen.
eIDEE-Wettbewerb: der Hauptgewinn
Eine der technischen Herausforderungen reichte das Unternehmen Polyas ein. Das junge Unternehmen aus Kassel bietet bereits Online-Wahllösungen für Non-Profit-Organisationen und Bildungsinstitutionen an. Die Idee, mithilfe der Online-Ausweisfunktion des Personalausweises zusätzlich sichere und anonyme Abstimmungen über das Internet zu ermöglichen, hat die Jury um den Vorsitzenden Prof. Dr. Thomas Schildhauer, Direktor Institute of Electronic Business, überzeugt.
Neu: Nachwuchs-, Innovations-, und Publikumspreis vergeben
Erstmals wurden dieses Jahr drei weitere Preise vergeben. Den Nachwuchspreis erhielt eine Projektgruppe von Studierenden der Hochschule Koblenz, die unter Leitung von Prof. Udo Gnasa ein Konzept für die Einbindung des Personalausweises zur Online-Verwaltung von Hochschulen erarbeitet hat.
Der Innovationspreis ging an Florian Müller von der Firma Bitloft in Velbert, dessen Idee zwar derzeit technisch und rechtlich noch nicht umsetzbar ist, aber wegweisend für die schnelle Verbreitung der Online-Funktion wäre. Der Software-Entwickler hat vorgeschlagen, die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises als Baustein in das Framework „Typo 3 Flow“ zur Entwicklung von Webanwendungen zu integrieren. So könnten Dienste ohne viel Programmieraufwand via Browser unterstützt werden.
In einer Online-Abstimmung kürte das Publikum Timo Rietzler zum Gewinner des Publikumspreises. Rietzler schlägt vor, die Verschlüsselung von E-Mails mit dem Personalausweis zu ermöglichen. Mithilfe eines Softwaremoduls für gängige Mailprogramme sollen E-Mails von Absendern, die zuvor den öffentlichen Schlüssel des Empfängers erhalten haben, mit dem Personalausweis wieder zu entschlüsseln sein.
TUP war wie erwähnt ebenfalls mit einer eigenen Idee an den Start gegangen. Im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern, die zum Teil von Instituten und anderen Unternehmen Unterstützung erhielten, setzen bei uns die Idee ausschließlich die Auszubildenden um. Leider gab es da einen Haken, den der Jury-Vorsitzende Thomas Schildhauer, Leiter Institute of Electronic Business, bei seiner Rede erwähnte und auch energisch kritisierte. So untersagt das Personalausweisgesetz die Datenweitergabe über Portale an Dritte, etwa von einem Vergleichsportal an eine Versicherung oder Shop-Anbieter. Schildhauer forcierte eine Auflockerung der Gesetze und appellierte an die neue Regierung, diese Beschränkung aufzuheben. Auch könne man dann endlich alle Ideen für die Endrunde des Wettbewerbs berücksichtigen.
Ein anderer Kritikpunkt kristallisierte sich erst nach dem Event heraus. Denn die vermeintliche Sicherheit, sprich die versprochene Verschlüsselung der personalisierten Daten, setzt auf Vertrauen in die Behörden. So werden die Daten meist auf deren Servern erstmalig verschlüsselt. Eine End-to-End-Verschlüsselung sieht allerdings anders aus.
Im digitalen Handschlag mit TUP
Die eIDEE der Karlsruher Azubis drehte sich um folgendes Szenario: Die Karten der Unternehmen sowie Institute, beispielsweise Deutsche Bahn, Banken und Versicherungen könnten, wie in den USA bereits Standard, auf dem Personalausweis integriert werden. Sogar der Führerschein wäre denkbar. Mittels einer zentralen Datenbank wird ermittelt, welche Unternehmen und Institute mit dem Personalausweis verknüpft sind. Die PID, die eindeutige Identifikationsnummer des Personalausweises, ist auf der Datenbank der einzelnen Institute hinterlegt.
So könnte das Vorhaben mittels der gespeicherten Informationen (Datenbank & Personalausweis) abgewickelt werden. Dabei wird grundsätzlich die jeweilige Identität als erstes Überprüft. Die Idee beschränkt sich dabei nicht nur auf Dienstleistungen oder Einkäufe, sondern soll automatisch auch zur sicherheitsrelevanten und personalisierten Überprüfung führen. Als Beispiel sei hier die Hinterlegung von Bestätigungs-IDs von bezahlten Bahntickets oder Konzertkarten erwähnt. Der Vorteil: Tickets müssen nicht mehr ausgedruckt werden; liegen aber von Beginn an verschlüsselt und personalisiert vor.
Wir freuen uns schon jetzt auf den eIDEE-Wettbewerb 2014. Denn bereits während der Feierlichkeit wurde auf das kommende Event hingewiesen. Natürlich wird TUP erneut seine Idee zum neuen Personalausweis einreichen. Und auch 2014 werden wir den Auszubildenden sowie Studenten die Möglichkeit geben, sich mit in das Projekt einzubringen.
Bilder: Bundesdruckerei