Definition – Routenzug und Routenzugsysteme

Routenzüge sind Transportmittel, die bei intralogistischen Prozessen vorwiegend in produzierenden Betrieben zum Einsatz kommen.

Weitere gängige Begriffe sind auch Logistikzüge oder Routenzugsysteme. Sie dienen wie andere Flurförderfahrzeuge dem innerbetrieblichen Transport von Produktionsmitteln, wo sie auf horizontalen Ebenen, in der Regel just-in-time, Waren, Material, Fertig- und Halbfertigerzeugnisse aus dem Lager zur Produktions- beziehungsweise Montagestätte bringen und von dort wiederum weitertransportieren.

Im Gegensatz zu beispielsweise Gabelstaplern können sie pro Fahrt mehrere Ladungsträger transportieren und sind aufgrund ihrer festen Routen die sicherste Lösung für vergleichbare intralogistische Materialflüsse.

Aufbau von Routenzügen

Routenzüge bestehen aus einem Zugfahrzeug, den Warenträgern und Ladungsträgern. In der Regel handelt es sich beim Zugfahrzeug um einen umgerüsteten Elektroschlepper, der quasi als Lokomotive fungiert. Die einzelnen Warenträger bilden somit das Pendant zu den Waggons eines Zuges, während die Ladungsträger das Transportgut enthalten und der Beladung der Warenträger dienen.

Ein Routenzug mit unterschiedlichen Ladungsträgern. Quelle: Neumaier Industry, Routenzug Indoor 2, CC BY-SA 4.0

Es gibt unterschiedliche Systeme von Warenträgern, die sich bezüglich der Beladeart (bodeneben/nicht bodeneben) und Beladerichtung (einseitig/beidseitig) unterscheiden. Die Ausformung der Ladungsträger hängt vom jeweiligen Einsatz ab und ist sehr individuell. Oftmals sind in einem Unternehmen bereits bestimmte Ladungsträger im Einsatz, woraufhin dann die Warenträger entsprechend angepasst werden.

Beispiele für Warenträger und Ladungsträger

Funktionsweise von Routenzügen/Routenzugsystemen

Mittels der Ladungsträger wird das Transportgut vom Routenzug an der Quelle (Lager, Montageplatz) aufgenommen und zur Senke (Abladestelle) gefahren. Dort kann dann ebenso neues Transportgut oder Leergut beladen und weitertransportiert werden. Somit können im Laufe einer Fahrt mehrere Senken auf der Route angesteuert werden. Dadurch werden, im Gegensatz zum Transport per Gabelstapler, unnötige Wege gespart, was das Verkehrsaufkommen im Betrieb deutlich reduziert. Die auszuführenden Tätigkeiten wie Fahren, Beladen und Entladen können sowohl manuell von Mitarbeitern ausgeführt werden oder sie sind zum Teil oder sogar ganz automatisiert.

Routenzüge versus Gabelstapler

Routenzüge werden mittlerweile immer häufiger eingesetzt, wobei sie dann Gabelstapler als Flurförderfahrzeuge beziehungsweise Transportmittel ablösen. Gabelstaplerunfälle kommen immer noch häufig vor und haben oft schwerwiegende Folgen, sowohl finanzielle für das Unternehmen als auch gesundheitliche für die Belegschaft. Diese gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schäden werden durch die Einführung von Routenzügen enorm reduziert, indem sie eine viel sicherere Arbeitsumgebung schaffen.

Darüber hinaus verursachen Gabelstapler höhere Kosten, sowohl in der Anschaffung, der Wartung als auch in der Bedienung, für die ein gesonderter Führerschein benötigt wird. Zu den Vorteilen von Routenzügen gegenüber Gabelstaplern gehören:

  • Die Reduzierung von Betriebsunfällen
  • Der geringere Energieverbrauch
  • Die Zeiteinsparung durch das Transportieren mehrerer Warenträger und Ladungsträger auf einmal
  • Die einfachere Handhabung
  • Die niedrigeren Betriebskosten
  • Die individuelle Anpassung der Warenträger und Ladungsträger an das Transportgut
  • Die Möglichkeit zur Automatisierung

Als nachteilig kann man die umfassende Einführung eines Routenzugsystems sehen, die eventuell tiefgreifende Umstellungen der innerbetrieblichen Abläufe und Infrastrukturen notwendig machen.

Automatisierung bei Routenzügen

Routenzüge können ganz oder teilweise automatisiert werden. Die Automatisierung kann somit einzelne Prozesse betreffen oder auch das gesamte Routenzugsystem. Wird das Fahren des Routenzugs automatisiert, so kann dies über Magnetbänder, Magnetpunkte beziehungsweise RFID, Geonavigation oder auch über Farbbänder erfolgen. Dafür wird das Zugfahrzeug, also der Schlepper, mit entsprechender Technologie ausgerüstet, wodurch auch eine gemischte Navigation aus den genannten Methoden möglich ist. Ebenso lässt sich ein teilautomatisiertes Fahren umsetzen, bei dem einzelne Aktionen automatisiert ablaufen, ähnlich dem selbstständigen Einparken eines PKWs.

Das Be- und Entladen kann ebenso automatisiert werden. Hierbei kann die Lastübergabe mittels Rollenbahnen stattfinden, mit ausfahrbaren Teleskopgabeln oder über automatisierte Unterfahr-FTS.

Zusammenfassung

Routenzüge sind Flurförderfahrzeuge, die dem innerbetrieblichen Transport von Waren, Materialien und anderen Gütern dienen. Sie bestehen aus einem Zugfahrzeug, Warenträgern und Ladungsträgern. In der Regel werden sie in der Produktion beziehungsweise Montage eingesetzt, finden aber auch anderweitig Verwendung; beispielsweise zur Müllentsorgung in Unternehmen oder Freizeitparks, aber auch als Transportmittel an Flughäfen, in der Gastronomie sowie in der Pharma- und Lebensmittelindustrie. Aufgrund diverser Vorteile bei innerbetrieblichen Transporten gegenüber Gabelstaplern lösen sie diese vermehrt ab und sind ein unverzichtbarer Teil einer (voll-)automatisierten Fabrik.